Unter den Meereslebewesen gelten die Miesmuscheln als guter Indikator für den ökologischen Zustand von Meeresgewässern. Sie filtrieren zur Nahrungsaufnahme große Mengen Wasser (etwa 40 Liter/Stunde) und reichern auf diese Weise bestimmte Umweltchemikalien um den Faktor 10 bis 100.000 gegenüber dem Meerwasser an. Muscheln sind gegen die meisten Schadstoffe resistent und leben in belasteten Gewässern, selbst in Abwasserkanälen, in denen andere Organismen nicht mehr existieren können.
Beim Muschelverzehr können zwei Arten von Vergiftungen auftreten: die Diarrhetic shellfish poisonings (DSP) und das Paralytic shellfish poisonings (PSP). Während DSP-Toxine nur Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen hervorrufen, führen PSP-Gifte zu Lähmungen der Nerven und im Extremfall zum Tod. Verantwortlich für die Bildung dieser Gifte ist eine bestimmte Algengruppe, die Dinoflaggelaten, die den Muscheln als Nahrungsquelle dienen. Die Hitzebeständigkeit dieser Toxine macht sie besonders tückisch, so dass auch langes Kochen nicht viel hilft. Wissenschaftler in den USA haben festgestellt, dass bereits 125 Mikrogramm der Toxine zu ernsten Erkrankungen führen können.
Wenn die Algenblüte an der Küste ausbricht, dürfen die Fischer keine Muscheln mehr ernten. Die Veterinärbehörden müssen mit der ständigen Überwachung des Wassers beginnen, sobald mehr als zehn Algen pro Liter Wasser gefunden werden. In Mittel- und Nordeuropa tauchen die Algen vorwiegend in den heißen Sommermonaten auf, in denen keine Muscheln geerntet werden. Anders sieht das in Ländern wie Spanien, Portugal und Frankreich aus, in denen das ganze Jahr Saison ist (Lee et al. 1992).
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