Offiziell sind in Deutschland keine Großpilze mit pharmakologisch wirksamen Substanzen anerkannt, eine solche Zulassung ist auch wegen massiver Widerstände der Pharmaindustrie nicht in Sicht, wie Prof. Lelley in: The Healing Power of Fungi – healthy with Mycotherapy (1997) schreibt. Deshalb klassifizieren Firmen, die sogenannte Heilpilze vertreiben, ihre Produkte als Nahrungsergänzungsmittel. Seit dem 12. Juli 2002 gibt es die Richtlinie 2002/46/EG zu Angleichung der Rechtsvorschriften der EU-Mitgliedsstaaten über Nahrungsergänzungsmittel (NemV). Sie wurde am 24. Mai 2004 in deutsches Recht umgesetzt und legt fest, dass Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel sind, die die allgemeine Ernährung ergänzen sollen und die aus Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung bestehen und dosiert in Verkehr gebracht werden. Häufig gibt es Schwierigkeiten, Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel rechtlich voneinander abzugrenzen. Entscheidend ist: Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel. Sie dürfen keine Nebenwirkungen haben und dürfen nicht mit irgendeiner Heilwirkung werben.31 Die Bezeichnung „Vitalpilze“ könnte der adäquate Begriff für Pilze im Nahrungsmittelergänzungsumfeld sein. Einige kleine Firmen vertreiben trotzdem heute Heilpilzprodukte, meist importiert aus China, denn einige Pilze gelten in der traditionellen chinesischen Medizin schon jahrhundertelang als heilwirksam und werden demgemäß von Heilpraktikern und Ärzten, die sich diesen Heilmethoden verpflichtet fühlen, eingesetzt. 1972 gab es die erste wissenschaftliche Studie von Japanern zu den Plasmacholesterol- vermindernden Eigenschaften von Shiitake-Pilzen (Lentinula edodes). Seitdem sind Polysaccharide und Triterpene in Ganoderma lucidum, dem Glänzenden Lackporling oder in dem Austernpilz Pleurotus pneumonasius als antitumoral, cholesterinsenkend oder antiallergisch wirkend nachgewiesen worden. Das Spektrum der Heileigenschaften für eine ganze Reihe weiterer Pilze scheint manchmal wenig differenziert, sodass der Eindruck vorherrschend wird: Pilze sind für alles gut! Dann kann man sie auch gleich frisch und ganz essen, zumal Nahrungsergänzungsmittel bei einer vollwertigen Ernährung für gesunde Menschen ohnehin überflüssig sind, da sie alle Nährstoffe in ausreichender Menge bietet.32
Die Qualität der importierten chinesischen Pilzpulver oder -extrakte soll garantiert werden können, sofern die chinesischen Erzeuger nach EU-Normen biozertifiziert sind. In Berg, B. und Lelley, J.: Apotheke der Heilpilze, 2013 findet man zudem den Hinweis, dass bei sehr fein vermahlenem Pilzpulver die Chitinmatrix, in die die biologisch aktiven und wertvollen beta-Glukane eingelagert sind, zerstört wird. Ihre positive Wirkung auf den Organismus geht dann teilweise verloren. Sie kann sich übrigens auch nicht entfalten, wenn zu grob vermahlen wird.
Ausführliche Informationen, nach denen man sich selbst ein Bild über „Medical Mushrooms“ machen kann finden Sie unter: www.gamu.com
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