Als so genannter »Trendfisch« der Aquakultur kann der Lachs betrachtet werden. In Schottland, Norwegen und Kanada gibt es zahlreiche Zuchtfarmen, in denen der Lachs bis zum Jungfisch aufgezogen wird, bis man ihn in den Ozean entlässt. Dort oder in seinem Heimatfluss, wenn er während seiner Laichreife aufsteigt, wird er dann später gefangen.
Noch vor wenigen Jahren war Lachs ein für die meisten fast unerschwinglicher Luxus. Lachs ist heute so preiswert wie Kabeljau. Die starke Nachfrage hat zu ökologisch bedenklichen Produktionsmethoden geführt. Noch 1878 fingen Schweizer Fischer rund 5000 Lachse im Rhein. Schon damals beschwerten sich die Schweizer über die Raubfischerei der Niederländer, die etwa 50.000 Lachse aus dem Rhein holten. Wegen der Verschmutzungen, Begradigungen, Staustufen und Kraftwerke findet man heute in mitteleuropäischen Flüssen nur noch äußerst selten Lachse. 1963 wurde von einem Sportfischer der letzte Lachs aus dem Rhein gezogen.
In Europa kommt der Wildlachs heute nur noch in den Fjorden und Flüssen Norwegens, Schottlands und Irlands vor. Was als Delikatesse auf unseren Tellern landet, ist fast immer Zuchtlachs. Mehr als 200.000 Tonnen werden Jahr für Jahr in den Zuchtfarmen gemästet. Allein in Schottland werden pro Jahr rund 15.000 Tonnen Zuchtlachs produziert, 1985 waren es erst 5000 Tonnen.
In Taiwan werden Garnelen, in China Zuchtkrebse, in Dänemark Regenbogenforellen und in Japan sogar Wale in großen Farmen gehalten. In Norwegen ist ein regelrechter Lachsrausch ausgebrochen. Lachs ist neben dem Erdöl der Exportschlager der Skandinavier. Kaum ein geschützter Fjord, in dem nicht eine Lachsfarm aufmacht. Doch schon werden erste ökologische Folgeschäden sichtbar: Wo Tausende von Lachsen dicht gedrängt gehalten werden, übertragen sich leicht Krankheiten. Im Kot und in Nahrungsresten vermehren sich Parasiten; häufig haben die Fische Durchfall. Von 1986 auf 1987 verdreifachten die Farmer ihre Medikamentengaben. In norwegischen Fischfarmen wurden 48,5 Tonnen Antibiotika dem Fischmehl beigemischt. Hinzu kommt, dass entkommene Farmfische häufig eine Gefahr für die Wildlachse sind, da sie Krankheiten auf diese Tiere übertragen. Ein Erreger wurde sogar schon bei der Regenbogenforelle gefunden. Andere Kulturfarmen, wie beispielsweise die Muschelzucht, sind ökologisch verträglicher, da Muscheln Plankton aus dem Meerwasser filtern und ihm dadurch Nährstoffe entziehen, die ohnehin überreichlich durch den starken Nährstoffeintrag aus den Flüssen vorhanden sind.
Auch in Deutschland spezialisieren sich Zuchtbetriebe auf neue Tierarten. Mehr als fünfzehn Aalfarmen gibt es bereits; sie verkaufen jährlich rund 100 Tonnen Aale. Die vierfache Menge wird heute noch in heimischen Flüssen und Seen gefangen. Das Gros allerdings, 1990 waren es 4200 Tonnen, stammt aus Importen. Unter ökologischen Gesichtspunkten erscheint die Aalzucht alles andere als umweltverträglich. Die Zuchtaale brauchen viel Wasser, das mehrfach biologisch gereinigt, mit Sauerstoff angereichert und auf mindestens 23 °C temperiert wird. Für die Produktion einer Tonne Aal rechnet man mit einem Frischwasserbedarf von 1500 Kubikmetern.
Das Abwasser der Zuchtbetriebe weist pro Liter durchschnittlich 500 bis 800 Milligramm Nitrat und 30 Milligramm Phosphat aus Stoffwechselprodukten und Futterresten auf. In den Farmen werden bestimmte Pestizide eingesetzt, um unerwünschte Wasserpflanzen zu bekämpfen. Darüber hinaus ist die Aquakultur nicht ohne Auswirkungen auf die freilebende Fischpopulation. Da die Nachzucht von Aalen in Gefangenschaft kaum gelingt, müssen Jungaale den Wildbeständen der Natur entnommen werden. Die weniger als ein Gramm schweren so genannten Glasaale werden in den Flussmündungen gefangen, und zwar in riesigen Mengen: 140.000 Glasaale sind der Besatz einer durchschnittlichen Aalzuchtanlage. Während der Entwicklung vom Glasaal zum 200 Gramm schweren Speiseaal sterben rund 50 Prozent der Zuchttiere. Die überlebenden 70.000 Aale müssen sich ein Becken von 80 Kubikmetern Wasser teilen – das ist nur wenig mehr als ein Liter Wasser pro ausgewachsenen Aal. Diese Enge stellt selbst die Verhältnisse auf Hühnerfarmen in den Schatten.
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