Bei intensiver Nutztierhaltung werden beim Auftreten von Infektionskrankheiten häufig sämtliche Tiere eines Bestandes angesteckt, was einen umfassenden Einsatz von Tierarzneimitteln notwendig macht. Rückstände solcher Arzneimittel, die vom Menschen über Lebensmittel zwar in kleinen Mengen, aber kontinuierlich aufgenommen werden, bergen Risiken, die vielfach noch nicht richtig eingeschätzt werden können.50 Für eine gesamtdeutsche Beurteilung der Rückstandsbelastung von Milch und Milchprodukten sind die Daten nicht ausreichend. Verstärkte und koordinierte Untersuchungen in den einzelnen Bundesländern wären dringend erforderlich. Eine ab Anfang 1997 verbindliche Festsetzung von Höchstmengen bei Tierarzneimittelrückständen lässt auf eine Verbesserung der Situation in absehbarer Zeit hoffen.
Antibiotika und Chemotherapeutika werden zum Teil in die Milch abgegeben. Rückstände dieser Arzneimittel sind unerwünscht, denn sie stören die Milchverarbeitung, indem sie die Aktivität der zugesetzten Bakterienkulturen erheblich einschränken. Die Konzentration dieser »Hemmstoffe« in der Milch wird folglich streng kontrolliert. Nach der Verabreichung von Antibiotika oder Chemotherapeutika darf erst nach einer Wartezeit von einigen Tagen wieder Milch der betroffenen Kühe an die Molkerei abgegeben werden. Jedoch liegen die technologisch tolerierbaren Konzentrationen dieser Arzneimittelrückstände über einem akzeptablen, dem vorbeugenden Gesundheitsschutz des Verbrauchers dienenden Wert. Da die üblichen Untersuchungsverfahren eine recht hohe Nachweisgrenze haben, gibt ein negativer Test auf Rückstände noch keine endgültige Klarheit über die tatsächliche gesundheitliche Güte der Milch. Mit empfindlicheren Analysemethoden stellten sich immerhin 1,2 bis 1,5 Prozent der nicht beanstandeten Proben als dennoch positiv heraus.