Schadstoffglossar J – L

Lectine

Lectine, auch Hämagglutinine genannt, finden sich im Samen vieler Hülsenfrüchte wie Gartenbohne, Sojabohne oder Linse. Die unterschiedlichen Lectine haben meist ähnliche Wirkungen. Sie lösen eine Entzündung der Darmschleimhaut aus, was zu Ödembildung und Blutungen führen kann.
Hämagglutinine sind Glykoproteine, also Eiweiße, die einen gebundenen Kohlenhydratanteil von über fünf Prozent enthalten. Sie reagieren mit den roten Blutkörperchen und stören diese dadurch in ihrer Funktion, aber auch andere toxische Wirkmechanismen werden diskutiert. Viele Bohnenarten wie die Sojabohne haben im rohen Zustand toxische Wirkungen, die auf die enthaltenen Hämagglutinine zurückzuführen sind. Bereits das Verzehren von fünf bis sechs rohen, grünen Bohnen kann zu schweren, manchmal tödlichen Vergiftungen führen. Durch 15minütiges Kochen werden die Lectine in den Bohnen zerstört und damit gesundheitliche Risiken ausgeschlossen. Auch Keimlinge aus Hülsenfrüchten sollten vor dem Verzehr abgekocht werden.

Lindan (Gamma-HCH)

Lindan gehört zur Klasse der chlorierten Kohlenwasserstoffe und ist der Handelsname für das Insektizid Gamma-Hexachlorcyclohexan, das bereits 1825 erstmals synthetisiert wurde. Lindan wird gegen Boden – und Vorratsschädlinge auf Kaffee- und Kakaoplantagen, als Saatgutbehandlungsmittel und in Holzschutzmitteln eingesetzt. Schon geringe Mengen Lindan sind für die meisten Insekten- und Fischarten tödlich.
Lindan wird im Fettgewebe gespeichert. Die Symptome einer Vergiftung äußern sich in Kopfschmerzen, Erbrechen und Atemlähmung. Da sich Lindan in tierischen Fetten anreichert, wird vermutet, dass es für die in den Industrieländern steigende Zahl der Darmkrebserkrankungen mit verantwortlich ist. Die Zunahme der Rückstände von Lindan im Trinkwasser hat in den letzten Jahren für die Wasserwerke in Regionen mit intensivem Ackerbau zu erheblichen Problemen geführt.

Listerien

Listerien (genauer: Bakterien der Art Listeria monocytogenes) sind in den vergangenen Jahren häufig in Fleisch- und Milcherzeugnissen (Käsereien und Molkereibetriebe) aufgetreten, da die Keime sich insbesondere im feuchtkühlen Klima vermehren. Das Bakterium bildet keine Sporen , kann aber unabhängig von Sauerstoff überleben. Der Nachweis erhöhter Listerienzahlen gibt Anlass, die Herstellungs- und Verarbeitungsbedingungen beim Hersteller zu überprüfen. Im Normalfall wird das Bakterium durch eine kurzzeitige Erhitzung zuverlässig abgetötet. Sind pasteurisierte oder gekochte Lebensmittel dennoch damit kontaminiert, muss ein nachträglicher Bakterienbefall (Sekundärkontamination) vorliegen, der sich möglicherweise durch bessere Hygiene hätte vermeiden lassen.
Listerien sind besonders für Menschen mit geschwächtem Immunsystem und für Schwangere gefährlich. Sie rufen die sogenannte Listeriose hervor, deren Symptome von leichten grippeartigen Erscheinungen mit Durchfall und niedrigem Fieber bis zu Hirnhautentzündungen reichen. Tritt die Erkrankung in der Schwangerschaft auf, können Fehl- oder Frühgeburten die Folge sein.

Stand: September 2010

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