Oberflächenbehandlungsmittel auf Zitrusfrüchten

Ein großer Teil der importierten Zitrusfrüchte stammt aus dem Mittelmeerraum. Hauptlieferanten sind Spanien, Marokko, Israel sowie Sizilien; hinzukommen noch Brasilien, Südafrika und die USA. Rund 33 kg verzehrten die Deutschen 2014/15.[1]

Zitrusfrüchte werden im Vergleich zu anderem Obst mit höheren Dosen an Chemikalien behandelt.[2] 2010 wurden 94 Proben aus Supermärkten untersucht. 80 davon stammten aus konventionellem Anbau und die restlichen 14 aus biologischem Anbau. In circa der Hälfte der konventionell angebauten Früchte, fand man 5-7 Chemikalien, in weiteren 20% 8 und mehr Chemikalien. Den Rahmen sprengte eine griechische Orange, in welcher 12 verschiedene Chemikalien nachgewiesen werden konnten. Die Früchte aus biologischem Anbau waren nicht auffällig, da die Auflagen für Pflanzenschutzmittel und Konservierungsstoffe sehr streng sind.[3]

Zitrusfrüchte sind sehr anfällig für Schimmel und Schädlinge. Viele der Schädlinge haben natürliche Fressfeinde, wie beispielsweise die Wollschildlaus den Marienkäfer. Es ist belegt, dass der Marienkäfer am besten gegen die Wollschildläuse hilft. Wenn sie die Läuse gewittert haben, kann eine gesunde Marienkäferpopulation eine ganze Plantage innerhalb eines Monats von dem Schädling befreien. Setzt der Bauer allerdings trotzdem auf Pestizide, weil er sichergehen will, dass die Ernte erfolgreich ist, sterben nicht nur die Zielinsekten, sondern auch die Nützlinge. Der Marienkäfer ist beispielsweise sehr empfindlich gegen Chemikalien. Durch das jahrelange Nutzen solcher Chemikalien, ist die Natur aus dem Gleichgewicht geraten und die Pflanzen sind komplett auf den Schutz durch Chemikalien angewiesen. Auch bei der Unkraut- und Pilzbekämpfung werden Chemikalien eingesetzt. Die Bauern greifen sogar auf einen synthetischen Wachstumsregulator zurück. Dieser hat eine hormonelle Wirkung auf den Baum, die bewirkt, dass die Früchte nicht vom Baum fallen und so Druckstellen bekommen. (vgl. Fußnote 2)

Nach der Ernte der Zitrusfrüchte werden Verunreinigungen auf der Schale, wie Staub und Schmutz, in einem Waschgang mit Lauge und anschließender Trocknung entfernt. Hingegen der herkömmlichen Meinung hat die grüne Färbung einer Zitrusfrucht keinerlei Aussage über ihren Reifegrad. Die Früchte bleiben lediglich grün, wenn die Temperatur während der Ernte noch zu hoch ist und der Frucht eine Kälteperiode fehlt. Damit die Früchte aber trotzdem die gewünschte Farbe erhalten, werde sie mit dem Reifegas Ethylen begast. Da es sich um ein pflanzliches Hormon handelt, ist es gesundheitlich unbedenklich. Danach besprüht man die Zitrusfrüchte mit einer Wachslösung, um den Nachreifeprozess hinauszuzögern und die Haltbarkeit zu verlängern; gleichzeitig wird die Schale vor dem Austrocknen geschützt, und sie bekommt eine glänzende Oberfläche.[4] Die Wachslösungen enthalten häufig schimmelhemmende Substanzen, die einen Befall mit Grün- und Blauschimmel verhindern sollen. Zu diesem Zweck werden die Konservierungsstoffe Thiabendazol, Orthophenylphenol und Diphenyl eingesetzt: Alle drei Substanzen gelten nicht gerade als gesundheitlich unbedenklich. Bei Diphenyl kam es im Tierversuch zu Wachstumsstörungen, verminderter Fruchtbarkeit sowie Leber- und Nierenschäden, und bei Orthophenylphenol wurden bei hoher Dosierung Harnblasentumore und Nierenschäden festgestellt. (vgl. Fußnote 2)

Bereits 1976 haben Untersuchungen ergeben, dass bestimmte Konservierungsmittel durch die Schale in das Fruchtfleisch dringen können. Aber dies ist nicht die einzige und möglicherweise auch nicht die Hauptkontaminationsquelle. Das Schälen von behandelten Zitrusfrüchten erhöht vor allem für Kinder das Risiko einer direkten Aufnahme der Rückstände durch Haut- und Mundkontakt erheblich.[5]

Die Nachfrage nach unbehandelten Zitrusfrüchten steigt ständig. Wen wundert es, dass es dabei nicht immer mit rechten Dingen zugeht? Denn „unbehandelt“ bedeutet in diesem Zusammenhang nur, dass die Zitrusfrüchte nach der Ernte nicht mehr behandelt wurden. Auf den Plantagen selbst werden weiterhin Pestizide eingesetzt wie bei behandelter Ware. Aber auch sonst sind Deklarationen mit dem Hinweis „unbehandelt“, „naturrein“ oder „nach der Ernte unbehandelt“ vielfach nicht gerechtfertigt, da immer wieder Konservierungsstoffe nachgewiesen werden. Behandelte Zitronen, Orangen und Mandarinen müssen gekennzeichnet werde, allerdings sind diese Kennzeichnungen oft so klein gedruckt, dass Verbraucher sie nicht lesen können. Wenn man die Schale von Zitrusfrüchten verarbeiten möchte, ist von behandelten Früchten abzuraten, da die chemischen Rückstände schwer bis gar nicht zu entfernen sind. Der Verbraucherschutz empfiehlt auf Bio-Früchte zurück zu greifen. (vgl. Fußnote 1)

[1] https://www.bzfe.de/inhalt/zitrusfruechte-erzeugung-28227.html

[2] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Chemie-auf-Orangen-und-Zitronen-,zitrusfruechte104.html

[3] https://www.zentrum-der-gesundheit.de/chemikalien-in-orangen-zitronen-ia.html

[4] Neuhaus/Hanewinkel-Meshkini: Zitrusfrüchte-unbehandelt?; in: Der Lebensmittelkontrolleur, Heft 1/92, S. 39 ff.

[5] Königer, Wallnöfer: Übertragung von Thiabendazol-Rückständen beim Schälen von Citrusfrüchten auf Hände und Fruchtfleisch; in: Deutsche Lebensmittel-Rundschau 86, 1990, S251 ff.

Veröffentlicht in N - S, O und verschlagwortet mit , , , .

Ein Kommentar

  1. Pingback: Obst – Chemie in Lebensmitteln – KATALYSE Institut

Kommentare sind geschlossen.