Mehr Milch mit rBST

Schon seit einiger Zeit bemühen sich die amerikanischen Biotechnologieunternehmen Monsanto und Eli Lilly um die Zulassung des gentechnisch erzeugten Rinderwachstumshormons rBST (rekombinantes bovines So-matotropin) in Europa. Es ist dem natürlichen Wachstumshormon BST des Rindes mit Hilfe der Gentechnologie nachempfunden und soll für ein schnelleres Wachstum und eine bis zu 20 Prozent höhere Milchleistung der Kühe sorgen. Die Anwendung von rBST ist jedoch umstritten, da verschiedene Untersuchungen auf erhebliche Stresserkrankungen von Rindern, vermehrt auftretende Komplikationen beim Kalben und eine Senkung der Fruchtbarkeit der Tiere hindeuten.

Über Auswirkungen derartiger Hormonbehandlungen auf die Milchqualität und damit auf die Gesundheit des Verbrauchers liegen bislang nur wenige Untersuchungen vor. Hinweise auf Verschlechterungen der Milchqualität bei Anwendung von rBST scheinen sich jedoch zu bestätigen. So fand man erhöhte Zell- und Pyruvatgehalte, die auf eine schlechtere bakteriologische Beschaffenheit der Milch hindeuten. Eine direkte toxische Wirkung auf den Menschen durch rBST ist derzeit nicht zu erkennen. Das Hormon wird nach Aufnahme der Milch im menschlichen Körper abgebaut.

Ob rBST andererseits die Wirkungen tatsächlich hat, die man sich von ihm erhofft, ist unklar: Prof. Gravert von der Bundesanstalt für Milchforschung wies nach, dass die Milchmehrleistung bei rBST-Verabreichung durchaus im normalen biologischen Rahmen der Kuh liegt. Langzeitstudien mit dem Wachstumshormon haben Abweichungen von etwa 15 Prozent von der normalerweise im Durchschnitt erzielten Milchleistung ergeben. Dazu kommt, dass unter Anwendung von rBST ein Absinken des Fettgehaltes und eine Vermehrung der Zellzahl in der Milch beobachtet wurden, was den Wert der Milch mindert.

Die EU-Kommission befürchtet bei Zulassung des Hormons einen bedeutenden Rückgang im Verzehr von Milchprodukten aufgrund mangelnder Akzeptanz von rBST-Milch beim Verbraucher, dem eine möglicherweise noch gesteigerte Milchproduktion gegenüberstünde. Daher hatte sie sich im Juli 1993 für eine Verlängerung des Verbots von rBST bis zur Jahrtausendwende ausgesprochen. Angesichts der landwirtschaftlichen Überproduktion und ihrer negativen sozialen und ökologischen Folgen ist diese Entscheidung zu begrüßen. Im Dezember 1993 hat der EU-Ministerrat dann aber wegen der Zulassung von rBST in den USA und den Ergebnissen der GATT-Verhandlungen die Dauer des Verbots von rBST in Europa doch noch nachträglich verkürzt. Eine Einführung dieses gentechnologischen Leistungshormons in der Europäischen Union ist damit schon ab 1995 nicht mehr ausgeschlossen. Nach Angaben der Pharmaindustrie ist rBST heute bereits in Russland, Bulgarien, Rumänien, Südafrika, Algerien, Simbabwe, Mexiko, Brasilien und Pakistan zugelassen.

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