Laut Robert Koch-Institut 2016 ernähren sich in Deutschland 4,3 Prozent der Erwachsenen normalerweise vegetarisch, darunter 6,1 Prozent aller Frauen und 2,5 Prozent aller Männer. Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) schätzt die Zahl der deutschen Vegetarier auf 7,8 Millionen – sprich 9,7 Prozent der Bevölkerung – und der Veganer auf etwa eine Million. Eine repräsentative Befragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim beobachtete zwischen den Jahren 2006 und 2013 deutschlandweit eine Verdopplung der vegetarisch lebenden Bürger auf 3,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Unter den vegetarischen Ernährungsformen stellen die Ovo-Lakto-Vegetarier die zahlenmäßig größte Gruppe dar; sie meiden Fleisch und Fisch, verzehren jedoch Eier (ovo) und Milch (lakto).
Die zunehmend fleischlosen und -armen Ernährungstrends lassen sich auf unterschiedliche Beweggründe zurückführen. Besonders auf das erhöhte Bewusstsein für Umwelt, Tierwohl und Gesundheit, aber auch auf Fleischindustrie-Skandale sowie den schlechten Ruf der Massentierhaltung, die den Verbraucher abgeschreckt haben.
Vergleicht man die Nährstoffzufuhren von Vegetariern und Mischköstlern, sind Vegetarier besser oder genauso gut an Vitamin B₁, C, E sowie Folat, Magnesium und Ballaststoffen versorgt. Allerdings fand die EPIC Oxford Studie heraus, dass 24 Prozent der Ovo-Lakto-Vegetarier und 73 Prozent der Veganer an Vitamin B₁₂-Mangel leiden. Der Körper braucht Vitamin B₁₂ für die Blutbildung, Zellteilung und Instandhaltung des Nervensystems, demnach gilt für vegetarische und vegane Kostformen eine geregelte Aufnahme des Vitamins. Veganer sollten ebenso auf eine ausreichende Zufuhr von Calcium, Eisen, Jod, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B₂, B₁₂ sowie Zink achten.
Aus der gesundheitsbetonteren Lebensweise von Vegetariern resultieren ein geringeres Körpergewicht und ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) als bei dem Normalbürger. Das Diabetesrisiko von Fleischessern ist laut der Adventist Health Studie 2 doppelt so hoch wie das von Veganern und Vegetariern. Ebenso beobachtete die Studie einen gleichen Trend für die Blut-Cholesterin-Werte der Probanden: von Mischköstlern zu fleischlosen Ernährungsformen deutlich abnehmend. Mehrere Studien ergaben sogar, dass bei zunehmendem Konsum von Fleisch und Fleischprodukten die Gefahr steigt, an Krebs zu erkranken. Auch die Sterblichkeitsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einem Herzinfarkt ist bei Fleischessern um etwa 30 Prozent höher. Ein häufiger Verzehr von Obst, Gemüse und Nüssen hat auf die Gesamtsterblichkeit hingegen keinen Einfluss. Speziell Veganer mit einer niedrigen Calciumzufuhr sind Osteoporose- und Faktur-gefährdeter als Mischköstler und Vegetarier.
Insgesamt betrachtet achten Vegetarier im Schnitt mehr auf ihr Gesundheitsverhalten als die Allgemeinbevölkerung und treiben infolgedessen häufiger Sport, ernähren sich gesundheitsbewusster und rauchen seltener Zigaretten. Sich vegetarisch ernährende Männer konsumieren zudem weniger Alkohol als nicht-vegetarische Männer. Der Grund für die bessere Gesundheit von Vegetariern – im Gegensatz zum Durchschnitt der Bevölkerung – ist also die Gesamtheit der gesundheitsbewussteren Lebensweise. Wichtig laut Leitzmann/Keller 2010 ist ein ausreichender Verzehr von gesundheitsfördernden Lebensmitteln. Fleisch muss nicht gemieden, sollte aber in Maßen verzehrt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine wöchentliche Verzehrmenge zwischen 300 und 600 Gramm fettarmes Fleisch und Wurst.
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