Zusatzstoffe in der Tierernährung

Ein hoher Anteil des Fleischansatzes bei Masttieren wird heute aus Kraftfutter erfüttert, in der Schweinemast wird fast ausschließlich Kraftfutter eingesetzt. Diese wenig artgerechte Fütterung kann negative Auswirkungen auf Gesundheit und Verhalten haben.

Auch bei Rindern besteht das Futter zu mehr als einem Fünftel aus Kraftfutter. Da Wiederkäuer natürlicherweise kalorienarmes Heu und Gras verzehren, können hohe Kraftfuttergaben zu negativen Auswirkungen führen. So kann es zu chronischer Pansenübersäuerung, Gelenkentzündungen sowie einer Immunschwäche der weißen Blutkörperchen kommen.

Zur Erhöhung der Mastleistung werden zudem Futtermittelzusatzstoffe eingesetzt.

Der Einsatz von Wachstumshormonen erhöht den Milch- und Fleischertrag deutlich. Nebenwirkungen sind allerdings Hyperaktivität der Tiere, Herzrasen und plötzliche Tode. Seit 1988 ist der Einsatz von Wachstumshormonen in der Tiermast jedoch EU-weit verboten, ebenso wie die Einfuhr von Hormonfleisch. Im Jahr 2010 legte die WTO Grenzwerte für Hormonrückstände in Fleisch und Lebern fest.

Der Einsatz von Sexualhormonen hingegen ist nicht untersagt. In Schweineställen wird so wird reguliert, dass alle Sauen gleichzeitig Ferkel bekommen. Nach gerade einmal drei Wochen soll eine Sau erneut tragend werden. Natürlich wäre hingegen eine Säugezeit von sechs Wochen. Durch Sexualhormone kommt es zudem zu mehr Ferkeln, allerdings steigt auch die Zahl der Totgeburten.

Hormonwirksame Substanzen werden von Menschen nicht nur über das Fleisch aufgenommen. Ein Großteil wird von den Tieren wieder ausgeschieden und gelangt so in die Umwelt, vor allem in Gewässer. Unfruchtbarkeitsprobleme, immer früher einsetzende Pubertät und einige Krebsarten werden von Medizinern auf die Aufnahme von Hormonen zurückgeführt. Welchen Anteil daran die Tierzucht hat, ist allerdings nicht geklärt.

Auch Thyreostatika eignen sich als Masthilfsmittel, die Verwendung ist jedoch seit 1981 verboten. Solche Verbindungen hemmen die Bildung von Hormonen in der Schilddrüse und beeinflussen den Stoffwechsel. Als Folge davon vermindert sich der Energiebedarf der Tiere, so dass trotz gleich bleibender oder gar verminderter Futteraufnahme eine Gewichtszunahme erzielt werden kann. Da diese jedoch überwiegend durch Wassereinlagerung entsteht, wird die Fleischqualität oft negativ beeinflusst.

Veranlasst durch das Verbot der Hormonanwendung hat die pharmazeutische Industrie Mitte der achtziger Jahre eine neue Gruppe von Masthilfsmitteln entwickelt: die ß2-Mimetika. Diese Substanzen wirken auf die glatte Muskulatur der Gefäße und inneren Organe. Bei hohen Dosierungen wird die Muskulatur aufgebaut, und Fett wird abgebaut. Daher werden ß2-Mimetika auch als „Umverteiler“ bezeichnet. Sie führen gegenüber unbehandelten Tieren zu bis zu 10 Prozenten erhöhten Fleischanteil. Als Masthilfsmittel sind diese Stoffe aber in Deutschland verboten. Auch zu Therapiezwecken darf bei Fleisch liefernden Tieren lediglich in Ausnahmefällen Clenbuterol eingesetzt werden, alle anderen ß2-Mimetika sind grundsätzlich verboten.

Natürlich muss beachtet werden, dass Hormone und ß2-Mimetika auch auf illegalem Wege dem Futter zugesetzt werden könnten. Aus diesem Grund ist eine flächendeckende und regelmäßige Kontrollen dringend notwendig.

 

Stand: Mai 2017

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