Pestizideinsatz im Gemüse- und Kartoffelanbau

Der Einsatz von Pestiziden liegt im konventionellen Gemüseanbau auf unverändert hohem Niveau. Bis in die siebziger Jahre war die Anwendung von Pestiziden kontinuierlich angestiegen und dann in den achtziger Jahren gleich bleibend hoch. Bei den meisten Wirkstoffen gab es einen deutlichen Rückgang, der jedoch durch die steigende Anwendung von Fungiziden und Herbiziden wieder aufgehoben wurde.

Unter den Insektiziden sind die nicht abbaubaren Organochlorverbindungen wie DDT verboten worden. Die gesamte Absatzmenge an Pestiziden ist in Deutschland seit einigen Jahren konstant bei 30000 Tonnen geblieben. Die Wirkstoffe gegen Pilzkrankheiten ( Fungizide ) haben hierbei einen Anteil von etwa einem Drittel. Wertet man die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung aus, so gehört Kopfsalat zu den am stärksten mit Pestizidrückständen kontaminierten Gemüsen. Vorherrschend bei Kopfsalat ist der Einsatz von Fungi-ziden wie Vinclozolin, Iprodion und Dithiocarbamate. Auch waren die nachgewiesenen Rückstände abhängig von der Jahreszeit. Im Sommer verringerte sich die Zahl der positiven Proben gegenüber Kopfsalat aus dem Winter um fast die Hälfte. 

Nennenswerte Rückstände gibt es hauptsächlich durch unsachgemäße Anwendung, zum Beispiel die Nichtbeachtung der vorgeschriebenen Wartezeiten bis zur Ernte. Viele Pestizidhersteller verzichten darauf, die Zulassung spezieller Wirkstoffe für den Gemüseanbau zu beantragen, da hier kaum große Umsätze zu erwarten sind. So mancher Gemüsebauer greift daher in der Praxis zu Pestiziden, die nur für die Anwendung in Kleingärten zugelassen sind. Dieser Missbrauch sollte per Gesetz verhindert werden, indem Pestizide generell nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden sollten. Die Industrie konnte jedoch ihren Einfluss geltend machen und eine dahingehende Gesetzesinitiative verhindern. Auf Länderebene jedoch ist ein solches Gesetz in Rheinland-Pfalz bereits in Kraft getreten.

Beim konventionellen intensiven Kartoffelanbau kommt eine Vielzahl chemischer Hilfsmittel zum Einsatz. Herbizide lassen sich durch mechanische Unkrautbekämpfung ersetzen; das ist auch im nicht ökologisch wirtschaftenden Betrieb möglich, da das Unkraut einfach maschinell ausgerissen werden kann. Die Kartoffelkultur gilt aber noch immer als ein Anbau mit sehr hohem Einsatz an Unkrautvernichtungsmitteln.
Schon das Kartoffelsaatgut wird gegen Pilzbefall behandelt. In der Wachstumsphase der Kartoffeln werden einerseits Herbizide gegen Unkräuter, andererseits Fungizide gegen Pilzbefall ausgebracht. In bestimmten Fällen können Landwirte das Herbizid Deiquad einsetzen, um die maschinelle Ernte zu vereinfachen. Deiquad wirkt wie ein Entlaubungsmittel ; das Kartoffelkraut verwelkt. Bei unsachgemäßer Anwendung kann das Herbizid auf die frisch geernteten Knollen übergehen. 1992 analysierte das Chemische Landesuntersuchungsamt Münster 21 verschiedene Kartoffelproben auf Pestizidrückstände. Erfreulicherweise war keine der Proben zu beanstanden.

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