Private Trinkwasseraufbereitung?

Verunsichert durch Schlagzeilen über die sich verschlechternde Wasserqualität und ermuntert von der Werbung der Filterhersteller behelfen sich immer mehr Menschen mit einem Trinkwasserfilter. Die Palette der Geräte reicht vom reinen Ionentauscher bis hin zu aufwendigen Anlagen, die nicht nur das Wasser »weicher« machen, sondern auch alle möglichen Schadstoffe entfernen sollen.

Ionentauscher können im Wasser gelöste Ionen an sich binden. Gleichzeitig geben sie andere Ionen gleicher Ladung an das Wasser ab. Ionen, die das Wasser »hart« machen (Calciumionen), werden durch Ionen, die das Wasser »nicht hart« machen (Natriumionen), ausgetauscht. Grundsätzlich sind Ionentauscher regenerierbar; im Haushalt kommen sie in Spül- und Waschmaschinen vor. Kleine Ionentauscher, wie sie in Tischgeräten für die Wasseraufbereitung enthalten sind, können dagegen nicht regeneriert werden und enden im Hausmüll.

Manche Filterhersteller werben sogar damit, dass ihre Filter dem Wasser Calcium und Magnesium entziehen, als würde es sich hierbei um Schadstoffe handeln. Abgesehen vom »ungetrübten« und aromareichen Teegenuss, für dessen Zubereitung weiches Wasser verwendet werden sollte, gibt es sonst keine, schon gar nicht gesundheitliche Gründe, calcium- und magnesiumarmes Wasser zu verwenden. Im Gegenteil: Die meisten Menschen in Deutschland nehmen zu wenig Calcium zu sich.

Alle Filter haben nur eine begrenzte Wirkungsdauer, die vom jeweiligen Härtegrad und pH-Wert des Wassers abhängt. Wann ein Filter verbraucht ist und ausgetauscht werden muss, lässt sich allerdings vom Laien nur schwer feststellen. So besteht die Gefahr, dass die Austauschmasse verkeimt, wenn das gefilterte Wasser länger im Austauschbehälter steht. Aus diesem Grund setzen manche Hersteller ihren Filtern Silber zu. Einige Bakterienstämme werden nach einer gewissen Betriebszeit resistent gegen Silber, so dass die keimtötende Wirkung dann nachlässt. Außerdem wird ein Teil des zugesetzten Silbers ausgespült und erreicht Konzentrationen, die über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 0,01 Milligramm pro Liter liegen können.

Teilweise geben die Austauscher auch solche Ionen ans Wasser ab, deren Konzentration aus gesundheitlicher Sicht zu begrenzen wäre, z.B. Natriumionen. Denn je »härter« ein Wasser vor dem Filter ist, desto mehr Natrium enthält es hinterher. Zwar ist Natrium lebensnotwendig, aber es wird meist schon mit der täglichen Nahrung überreichlich aufgenommen. Kleinkinder sind besonders betroffen, da sie hohe Natriumkonzentrationen über ihre Nieren wesentlich langsamer ausscheiden als Erwachsene.

Aktivkohle entfernt organische Inhaltsstoffe aus dem Trinkwasser, indem sie diese an ihre große Oberfläche anlagert. Wie bei den Ionentauschern ist eine Regenerierung von Aktivkohle grundsätzlich möglich, doch nur in großen Mengen, wie sie beispielsweise in Wasserwerken anfallen. Aktivkohle ist zur Entfernung vieler Schadstoffe aus dem Rohwasser gut geeignet. Sie hält neben Geruchs- und Geschmacksstoffen, chlorierte Kohlenwasserstoffe, eine Vielzahl Pestizide, Schwebstoffe und partikuläres Blei zurück. Auch Reste von Oxidationsmitteln wie Chlor, die dem Rohwasser in Wasserwerken teilweise zugesetzt werden, lassen sich beseitigen. Allerdings können Aktivkohlefilter Schwermetallionen und Nitrat nicht entfernen.

Selbst wenn ein Filter noch nicht vollständig mit Schadstoffen beladen ist, können bereits angelagerte Stoffe an das vorbeifließende Wasser wieder abgegeben werden. Im Extremfall kann es passieren, dass ein Aktivkohlefilter zurückgehaltene Schadstoffe konzentriert abgibt; der Filter »bricht durch«. In einem Liter »gefiltertem« Wasser kann sich unter Umständen die gesammelte Schadstoffmenge mehrer Wochen befinden.

Während im Wasserwerk der Zustand der Aktivkohlefilter durch ständige Kontrollen überwacht wird, ist dies für den Verbraucher kaum möglich. Auch hinsichtlich der Keimzahlen können Aktivkohlefilter für den Hausgebrauch Probleme bereiten. Falsche Handhabung, wie zu lange Standzeiten des Wassers im Tischgerät, kann zu einer starken Vermehrung der Keime führen.

Auch wenn bestimmte Filtersysteme durchaus in der Lage sind, einzelne Stoffe in ihrer Konzentration zu verringern, so haben doch alle angebotenen Systeme deutliche Nachteile, die häufig zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität führen können. Wenn also Ihr Haushalt an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen ist, ist der Einsatz eines Kleinfiltergerätes überflüssig. Bei der Trinkwassergewinnung aus einem privaten Brunnen kann der Einsatz eines Trinkwasserfilters jedoch sinnvoll sein. Grundsätzlich sollte eine regelmäßige Kontrolle durch ein Labor erfolgen.

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