Die Muttermilch ist die beste Ernährung für den Säugling. Bis heute gibt es kein Fertigprodukt, das in Qualität und Zusammensetzung genau der Muttermilch entspricht. Sie ist optimal auf den Bedarf des Säuglings abgestimmt und passt sich mit ihrem Gehalt an Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen ständig den rasch wechselnden Ansprüchen des wachsenden Säuglings an.
Darüber hinaus bietet Muttermilch einen wichtigen Schutz vor Infektionen, aber auch vor Allergien. Gestillte Säuglinge werden deshalb seltener krank als »Flaschenkinder«. Übergewicht kommt bei Muttermilchnahrung nicht vor, Kieferbildung und Zahnstellung werden durch sie günstig beeinflußt.
Es ist auffällig, dass im Verlauf des Stillens die Eiweißmenge in der Milch abnimmt, die Gehalte an Fett und Milchzucker aber zunehmen und sich auf diese Weise dem Bedarf des Säuglings anpassen. Gleichzeitig bleibt das Mengenverhältnis zwischen Casein und Molkeneiweißen unverändert (35 zu 65 Prozent). Bei der Kuhmilch dagegen beträgt dieses Verhältnis 80 zu 20 Prozent.
Zusammensetzung der Muttermilch in den ersten Wochen nach der Geburt (in %)
Eiweiß | Casein | Fett | Milchzucker | |
Kolostrum (während der ersten Tage der Geburt) | 2,7 | 0,95 | 1,9 | 5,3 |
transitorische Frauenmilch (bis 14 Tage nach der Geburt) | 1,6 | 0,56 | 2,8 | 6,5 |
reife Frauenmilch (ab 14 Tage nach der Geburt) | 1,2 | 0,42 | 3,5 | 7,0 |
zum Vergleich: Kuhmilch | 3,3 | 2,64 | 3,5 | 4,8 |
Quelle: Pröstler 1981
Besonders das Kolostrum, die erste Muttermilch, ist für die noch nicht voll ausgebildete Immunabwehr des Neugeborenen von entscheidender Bedeutung. Sie versorgt den Säugling mit lebenswichtigen Abwehrstoffen gegen Grippeviren, Staphylokokken und andere Krankheitskeime und verhindert auch die Entstehung von Allergien in den ersten Lebenstagen. Zu den Abwehrstoffen gehören vor allem Immunoglobuline A. Diese kleinen Eiweißstoffe können Fremdkörper in der Darmschleimhaut binden und so ihr Eindringen in den Körper verhindern. Weitere Eiweiße sind Lysozym und Lactoferrin. Lysozym ist in der Lage, Bakterienzellwände zu spalten, während Lactoferrin das Wachstum von Bakterien hemmen kann.
Die erhöhte Abwehrkraft gegen Krankheiten bei gestillten Säuglingen beruht unter anderem auch darauf, dass der Milchzucker der Muttermilch nur langsam gespalten und resorbiert wird. Er gelangt dadurch vermehrt in den Dickdarm und begünstigt hier die Ausbildung einer aus Milchsäurebakterien bestehenden Darmflora, der so genannten Bifidusflora. Die Ansiedlung von Krankheitskeimen wird dadurch gehemmt. Diese Wirkung kann durch weitere spezifische Kohlenhydrate in der Muttermilch unterstützt werden.
Muttermilch ist übrigens – entgegen verbreiteter Meinung – eine gute Eisenquelle, obgleich sie relativ wenig Eisen enthält. Aus der Muttermilch wird Eisen allerdings wesentlich besser aufgenommen als aus zugefütteter Säuglingskost. Auch die Versorgung mit Vitaminen ist in ausreichendem Maße über die Muttermilch möglich. Wenn die Mutter sich vollwertig und vielseitig ernährt und ausreichend Sonnenlicht bekommt, kann sie mit ihrer Milch den gesamten Vitaminbedarf ihres Kindes ohne Zusatzpräparate decken.
Muttermilch enthält auch das Vitamin D, das der Rachitis, einer Störung der Knochenbildung, entgegenwirkt. Das medizinische Beratungskomitee der La-Leche-League hat festgestellt, dass gestillte Kinder von ausgewogen ernährten Müttern nicht unter Rachitis litten. Nach Absprache mit dem Kinderarzt können zusätzliche Vitamin-D-Gaben möglicherweise ausgesetzt werden, denn bei diesem lebenswichtigen Stoff kann bereits eine geringfügige Überdosierung, beispielsweise durch die handelsüblichen Vitamingetränke, zu Verkalkungserscheinungen und anderen Schäden im Säuglingsalter führen.
Bei etwa gleichem Energiegehalt liegt der Eiweißgehalt der Kuhmilch ungefähr dreimal so hoch wie der von reifer Muttermilch. Dafür ist der Kohlenhydratgehalt in der Kuhmilch erheblich niedriger. Mineralstoffe und Spurenelemente sind in der Kuhmilch im Allgemeinen höher konzentriert; beispielsweise ist ihr Gehalt an Calcium drei- bis viermal höher als in Muttermilch.
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