In vielen Ländern, besonders in Asien und Afrika, gelten Insekten als eine Delikatesse. Die alten Römer aßen sie, die Juden, Mohammed und Johannes der Täufer – und nach ihnender Franzose Bruno Comby.
Comby hat seine Leidenschaft 1993 in dem Buch „Köstliche Insekten“ beschrieben: dass wir uns als Bewohner der Industriestaaten davor ekeln, Insekten zu verzehren, hat mit einer gewissen naturfremden Art der menschlichen Ernährung zu tun. Was den Stoffwechsel, den Verdauungsapparat und die Enzyme betrifft, sind Menschen den Affen gleich, und die decken ihren Eiweißbedarf zur Hälfte mit Insekten. Um dem drohenden Eiweißmangel der wachsenden Erdbevölkerung entgegenzuwirken, sollten nach Comby die Bewohner der Industriestaaten ihre Ernährung umstellen und Insekten auf ihren Speisekarten salonfähig machen. Später sollen dann die armen Länder, quasi als Errungenschaften der modernen Gesellschaft, das Essen von Insekten übernehmen.
In Europa konnten sich die kleinen Krabbler noch nicht in der menschlichen Ernährung durchsetzen, dabei gibt es laut der Welternährungsorganisation FAO über 1900 essbare Insektenarten. Vereinzelt tauchen sie schon auf: Buffalowurm-Schnitzel in belgischen Supermärkten und Kroketten aus Insektenmehl in den Niederlanden. Auch bei uns in Deutschland steigt das allgemeine Interesse an Insekten als Nahrungsquelle, so Vizepräsident Prof. Dr. Reiner Wittkowski des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR). Nicht zuletzt durch Fernsehsendungen, die den Zuschauer zum Probieren ermutigen. Zwar bestehen einzelne Restaurants und Online-Shops, jedoch sind die meisten Kunden nur Einmal-Besteller (rund 93 Prozent). Das soll nach der FAO aber nicht so bleiben, betrachtet man den weltweiten Bevölkerungswachstum. Zukunftsperspektivisch könnten Insekten dadurch eine denkbare Rolle in der Eiweißversorgung bekommen.
Zur Zeit gelten Insekten nach dem Lebensmittelrecht der EU als „neuartige Lebensmittel“. Eine Industrialisierung der Insektenzucht wird angestrebt, ist aufgrund von Forschungslücken allerdings noch nicht möglich. Zu untersuchen ist zum Beispiel, wie hoch das Allergierisiko von Lebensmitteln ist, die aus Insekten gewonnen werden, und welche toxikologischen Eigenschaften bei der Herstellung möglicherweise auftreten. Durch vergleichsweise geringe CO2-Emissionen würde sich die industrielle Zucht von Insekten lohnen. Gleichzeitig ließen sich Ressourcen sparen: Bei der Produktion von einem Kilo Fleisch, benötigen Insekten im Vergleich zu Nutztieren eine geringere Menge an Futter und Wasser.
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