In weitgehend unberührten und naturbelassenen Regionen kommen je nach Bewuchs und Boden natürliche Nitratgehalte von zehn bis zwanzig Milligramm je Liter Grundwasser vor. An die Aufnahme geringer Mengen Nitrat aus Gemüse und Trinkwasser ist der Mensch gewissermaßen naturbedingt gewöhnt. Ein Zuviel ist jedoch ungesund. Heute besteht kein Zweifel daran, dass die meisten Menschen zuviel Nitrat aufnehmen. Doch ist nicht – wie häufig angenommen – in erster Linie das Trinkwasser dafür verantwortlich, da der überwiegende Teil der Nitrataufnahme aus dem Verzehr von Gemüse stammt. Dieses ist mit durchschnittlich 70 Prozent, Trinkwasser dagegen mit etwa 30 Prozent an der Nitrataufnahme des Menschen beteiligt. Die Belastungssituation beim Trinkwasser kann natürlich nicht isoliert von dem ganz allgemein zu hohen Nitrateintrag in den Stoffkreislauf betrachtet werden, was sich eben vor allem in der hohen Belastung des Gemüses zeigt.
Der Eintrag von Nitrat in das Grundwasser ist auf die Überdüngung und Massentierhaltung und die unverantwortliche Entsorgung der Gülle auf den Feldern zurückzuführen. Die ausgebrachten Nitratmengen werden von den Pflanzen gar nicht vollständig aufgenommen und sickern durch den Boden in das Grundwasser. In der EU-Nitratrichtlinie vom Juni 1991 wurde erstmals die Düngermenge auf 170 Kilogramm Nitrat pro Hektar festgelegt, und zwar für solche Gebiete, in denen das Grundwasser mehr als 50 mg Nitrat je Liter aufweist. Die Umsetzung dieser Richtlinie in Deutschland wird jedoch erst in einigen Jahren erwartet und wird dann auf rund sechs Prozent unserer Wassergewinnungsanlagen zutreffen. Aber auch die Stickoxidemissionen (NOx) aus Industrie und Autoverkehr lassen den Nitratgehalt der Gewässer erheblich ansteigen. Mit dem Regen gelangen die Stickoxide in den Boden und werden dort von Mikroorganismen zu Nitrat und anderen Verbindungen umgebaut.
Gesundheitliche Auswirkungen
Nitrat selbst ist nur leicht toxisch und führt erst in hohen Mengen von 8 bis 15 Gramm zu Reizungen von Magen und Darm. Es kann aber, auch innerhalb des menschlichen Körpers, in Nitrit umgewandelt werden. Beim Warmhalten von nitrathaltigen Gemüsen (z. B. Spinat) kann Nitrit entstehen. Nitrit kann den Sauerstofftransport des Blutes behindern und bei Säuglingen die so genannte Blausucht hervorrufen. Ob und in welchen Mengen Nitrat in Nitrit umgewandelt wird, ist von einer Reihe verschiedener Faktoren (Darmflora, Alter usw.) abhängig und kann nicht generell beantwortet werden.
Nitrosamine können aber auch mit bestimmten Lebensmitteln wie Wurst, Fleisch oder Käse direkt aufgenommen oder im sauren Milieu des Magens aus Nitrit und den verschiedenen Aminen eiweißhaltiger Nahrung gebildet werden. Ob und in welchen Mengen sich krebserregende Nitrosamine bilden, hängt wiederum von unterschiedlichen Einflüssen ab, die eine generelle Aussage über individuelle Belastungen nicht erlauben.