70 Millionen Hennen legen in Deutschland rund 19 Milliarden Eier jährlich. 85 Prozent der Eier werden in Betrieben mit mehr als 1000 Legehennen produziert. 35 Millionen Hühner sitzen in Käfigen, deren Grundriss nicht größer als ein DIN-A4-Blatt ist und die in drei bis vier Stockwerken übereinander stehen. Elektronisch gesteuerte Futterabgabe und Lichtregelung sowie automatische Reinigung der Ställe garantieren eine optimale Legeleistung. Da das Eierlegen vom Tag-Nacht-Rhythmus abhängig ist, hat man in vielen Betrieben durch eine entsprechende Einstellung des Lichtprogramms die 8-Tage-Woche eingeführt.
In dieser Intensivhaltung erkranken die Tiere wesentlich häufiger als in der Freilandhaltung. Jungtiere müssen meist geimpft werden, um einer Erkrankung im Legealter vorzubeugen. Selbst in gut geführten und tierärztlich betreuten Betrieben können Arzneimittelbehandlungen ein- bis zweimal im Jahr notwendig werden. Im Alter von sechs Monaten sind Hühner legereif und arbeiten dann etwa 15 Monate als »Eiermaschine«. Die Leistung einer Legehenne erreicht nach etwa drei Monaten ihren Höhepunkt und fällt dann bis zum 15. Monat wieder ab. Ein Tier mit einem durchschnittlichen Gewicht von etwa 2 Kilogramm und einer Leistung von 250 Eiern im Jahr frisst etwa 120 Gramm Futter am Tag.
Bei der Käfighaltung haben die Hühner praktisch keine Bewegungsfreiheit. Eine Henne im hinteren Teil des Käfigs, die dort wegen dessen geringer Höhe in geduckter Haltung steht, kann nur nach vorn ans Futter gelangen, wenn sie über die anderen Hühner hinwegsteigt oder sich unter ihnen durchdrückt. Bei solchen Drängeleien ziehen sich die Tiere, weil ihre Knochen aufgrund der Haltung spröde sind, nicht selten Wirbelsäulenbrüche zu, die zu Lähmungen führen. Infolge von Stress picken und hacken sich die Hühner gegenseitig, was sich bis zum Kannibalismus steigern kann. Dass die Käfighaltung einen schlechten Einfluss auf den Stoffwechsel der Tiere ausübt, liegt auf der Hand: Das Fettlebersyndrom hat seine Ursache in der mangelnden Bewegung der Tiere. Mit der Mauser und dem Aussetzen des Eierlegens kommen die Hennen meist als Suppenhühner in die Supermärkte.
Die Käfighaltung von Hühnern steht im Mittelpunkt der Proteste deutscher und internationaler Tierschutzorganisationen. Zweifellos muss sie als die extremste und unverantwortlichste Art der Nutztierhaltung bezeichnet werden.
Die als Bodenhaltung (ganzjährige Stallhaltung mit Scharraum und Sitzstangen) bezeichnete Haltung bietet den Tieren eine vergleichsweise erhebliche Verbesserung ihrer Lebensumstände. So haben sie die Möglichkeit, ihrem angeborenen Verhalten, wie scharren, Futter suchen und aufpicken, im Staub baden sowie Eier in Nester legen, zu folgen. Allerdings werden meist zu viele Tiere auf zu wenig Raum und nur bei Kunstlicht gehalten. Krankheiten, vor allem Parasitenbefall, wirken sich in der Bodenhaltung sogar schwerwiegender aus, da die Ansteckungsgefahr durch das Kotpicken der Hühner wesentlich größer als bei der Käfighaltung ist. Daher kommt die Bodenhaltung meist nicht ohne Medikamentengaben aus. Aber durch das Kotpicken werden diese immer wieder neu aufgenommen, so dass man nach dem Absetzen eines Medikaments oft noch eine lange Nachbelastung hat.
Artgerechte Haltung ist nur im kleinen Gruppenverband wie bei der Freilandhaltung möglich. Dass diese Haltungsform sich bisher nicht durchgesetzt hat, liegt einerseits an den relativ hohen Erzeugerpreisen, andererseits aber auch am mangelnden politischen Willen, den Tierschutz in der Nutztierhaltung stärker als bisher gesetzlich zu verankern. Dass in dieser Hinsicht mehr erreicht werden kann, haben erste Maßnahmen in der Schweiz gezeigt, wo die Freilandhaltung wieder eine größere Rolle spielt. Wer es mit dem Tierschutz ernst meint, sollte Eier aus Freilandhaltung kaufen. Eier aus intensiver Auslaufhaltung können ein Kompromiss sein. Eier aus Boden-, Volieren- und Käfighaltung sollten Sie besser nicht kaufen. Fragen Sie im Geschäft nach, wo die Eier herkommen. Bezeichnungen wie Sechskorn- oder Goldkorneier sind meist Werbeaussagen ohne Wert.