Fischbestände in Gefahr

Für die Fischerei auf dem Meeresgrund wird häufig das Schleppnetz mit Scherbrettern verwendet, welche das Netz beim Schleppen in der Höhe und in der Breite offen halten. In den vergangenen 15 Jahren wurde das so genannte pelagische Fischen weiterentwickelt, so dass nun das Netz quasi freischwebend auf jede beliebige Wassertiefe eingestellt werden kann.

Die Treibnetzfischerei hat in den letzten zehn Jahren eine Renaissance erfahren. Vor allem für den Thunfischfang werden heute kilometerlange Treibnetze eingesetzt, in denen so ziemlich alles, was sich im Meer bewegt, hängen bleibt und stirbt. Selbst im Mittelmeer wird das Fischen mit Treibnetzen immer noch durchgeführt; und obwohl schon viele Fischarten vom Aussterben bedroht sind, hat sich bis heute die Einhaltung des Verbotes der Treibnetzfischerei nicht durchsetzen lassen.

Erste Auswirkungen der Überfischung wurden schon Mitte der vierziger Jahre bekannt: Der kalifornische Ort Monterey war 1945 der drittgrößte Fischereihafen der Welt, als die Saisonfänge innerhalb von drei Jahren von 254.000 Tonnen auf 106.00 Tonnen fielen. Die über dreißig Konservenfabriken schlossen. Heute gibt es in Monterey weder Fischfang noch Fischverarbeitung.

Noch 1977 holten die beiden großen Fischfangnationen, Norwegen und die Sowjetunion, zusammen 2,1 Millionen Tonnen Frischfisch aus der Barentssee. 1986 wurden gerade noch 123.000 Tonnen gefangen, da die Fischbestände zu 80 Prozent abgefischt sind und zu Fischmehl oder Fischfutter verarbeitet wurden. Seither bleiben die Fischschwärme völlig aus – mit verheerenden Folgen für die restliche Tierwelt: Möwen, Papageientaucher und Lummen verhungerten.

Ähnliche Zahlen sind von den Heringsfängen in der Nordsee zu vermelden: 1965 wurden noch rund 51 Prozent aller Heringe in der Nordsee gefangen. 1977 ging der Anteil bis auf 2 Prozent zurück. Erst dann wurden mit der Verhängung eines vierjährigen Totalfangverbotes wirkungsvolle Rettungsmaßnahmen ergriffen. Der Heringsbestand in der Nordsee konnte auf diese Weise einigermaßen gesichert werden. Doch das nächste Beispiel menschlicher Unvernunft ließ nicht lange auf sich warten: Auch die großen Kabeljauvorkommen vor der grönländischen Küste sind fast total abgefischt.

In Südamerika expandiert der Fischfang ebenfalls: Chile, das im Jahre 1970 noch eine unbedeutende Fischfangnation war, rangiert heute weltweit auf dem fünften Platz. Vor Peru, das 1970 mit rund 12 Millionen Tonnen Anchovis-Sardellen fast 20 Prozent des Weltfischfangs gehalten hatte, wurden sieben Jahre später keine 2 Millionen Tonnen Sardellen mehr gefangen.

Alle diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass Fisch vom »Kleine-Leute-Essen« zu einer teuren Delikatesse geworden ist, die sich die Bevölkerung der Dritten Welt nicht mehr leisten kann. Im Juni 1992 brachte die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) auf einer Fischereikonferenz im mexikanischen Cancun das Problem der Überfischung zur Sprache: Sie kritisierte die unverantwortliche Fischerei der 20 größten Fischfangnationen mit ihren überdimensionierten Fischfangflotten. Als Reaktion verweigerten die Teilnehmer die Diskussion über einen weltweiten Fischerei-Verhaltenskodex. Dabei sind die Zahlen der FAO mehr als beängstigend: Die Zahl der Fangschiffe ist von 817.000 (1980) auf 1,17 Millionen (1989) gestiegen. Zu beklagen ist die Tatsache, dass immer kleinere, das heißt jüngere Fisch aus den Fanggründen gefischt werden, ohne dass diese sich zuvor hätten fortpflanzen können.

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